Der Guide zu Wildkräutern im eigenen Garten
Wildkräuter erleben ein kleines Comeback – nicht ohne Grund. Sie sind lecker, reich an Vitaminen und Mineralstoffen und vielen werden heilende Fähigkeiten nachgesagt.
Bist du dir nicht sicher, wie du Wildkräuter bestimmen kannst? Möchtest du sie lieber nicht vom Wegesrand pflücken? Dann kannst du die robusten Pflanzen ganz einfach im Garten oder auf dem Balkon anbauen. Hier zeigen wir dir, wie.
Welche Wildkräuter eignen sich für den Anbau?
Egal, ob du Wildkräuter im Garten oder auf dem Balkon heranziehen möchtest – sie lassen sich in der Regel sehr einfach anbauen. Denn Wildkräuter sind heimische Pflanzen, die oft sehr anspruchslos sind. Hier zeigen wir dir, wie du dir die frische Geschmacksvielfalt von Wildkräutern ins Haus holen kannst. Und nicht nur das: Wildkräutern wird sogar nachgesagt, um einiges gesünder als kultivierte Kräuter aus dem Supermarkt zu sein.
Wildkräuter im Garten und auf dem Balkon anbauen
Kein Garten? Kein Problem! Diese beliebten Wildkräuter kannst du im Kübel ebenso gut anbauen wie in einem Beet im Garten:
Beifuß
(Gemeiner Beifuß, Artemisia vulgaris)
Diese Gewürzpflanze wird traditionell zur Weihnachtsgans gegessen. Die Bitterstoffe des Beifußes fördern die Verdauung und bringen den Stoffwechsel in Schwung.
Aussaat: März bis April oder Spätherbst
Ernte: August bis Oktober
Standort: Sonne bis Halbschatten
Boden: Nährstoffreich und durchlässig
- Beifuß ist ein Lichtkeimer – drücke die Samen bei der Aussaat nur leicht an.
- Mindestabstand zwischen den Pflanzen: 30–40 cm.
- Pflanze den Beifuß in einen tiefen Kübel mit mindestens 10 Liter Erde, da er ziemlich groß wird.
- Beifuß im Topf muss regelmäßig gegossen und gedüngt werden.
Brennnessel
(Große Brennnessel, Urtica dioica)
Das Wildkraut mit dem schlechten Ruf ist eine wahre Nährstoff- und Vitaminbombe und übertrumpft damit fast jeden gängigen Salatkopf. Auch bei Harn- und Nierenproblemen sowie Verdauungsbeschwerden soll dieses Kraut helfen.
Aussaat: Februar/März bis Mai
Ernte: Mai bis September
Standort: Halbschatten
Boden: Stickstoffreich
- Drücke die Brennnesselsamen bei der Aussaat auf der Erde nur leicht an (Lichtkeimer).
- Lasse mindestens 20 cm Abstand zu den Nachbarpflanzen.
- Achte bei einer der Topf- oder Kübelbepflanzung darauf, dass das Wildkraut ausreichend Platz nach unten hat.
- Dünge bei Bedarf mit Stickstoff.
Gänseblümchen
(Bellis perennis)
Wenn du einen Garten hast, wächst das Gänseblümchen dort wahrscheinlich ganz von allein. Wenn nicht, kannst du es anbauen – auch auf dem Balkon. Die leicht säuerlichen Blätter und dezent schmeckenden Blüten machen sich in Sommersalaten besonders schön.
Aussaat: Frühjahr
Ernte: Frühling bis Winter
Standort: Sonne
Boden: Nährstoff- und humusreich
- Gänseblümchen sind Lichtkeimer – bedecke die Samen bei der Aussaat nicht mit Erde.
- Halte die Erde mäßig feucht.
Giersch
(Gewöhnlicher Giersch, Aegopodium podagraria)
Das mild schmeckenden Wildkraut ist ein ausgezeichneter Kalium- und Vitamin-C-Lieferant und mit seinen weißen Blümchen schmückt er zudem deinen Balkon / Garten.
Aussaat: Frühjahr bis Herbst
Ernte: März bis November
Standort: Halbschatten bis Schatten
Boden: Nährstoffarm
- Giersch ist ein Lichtkeimer – drück die Samen bei der Aussaat nur leicht an.
- Halte die Erde feucht (aber nicht nass), sobald du die ersten Keimlinge entdeckst.
Gundermann
(Glechoma hederacea)
Das Gewürzkraut ist mit seinen winterharten Blättern und lila Blüten nicht nur ein Gaumen-, sondern auch ein Augenschmaus. Er ist zudem bienenfreundlich.
Aussaat/Pflanzung: August bis Oktober
Ernte: April bis Spätsommer
Standort: Sonne bis Halbschatten
Boden: Nährstoffreich
- Gundermann lässt sich gut aus Ablegern kultivieren.
- Das Wildkraut benötigt einen mäßig feuchten Boden.
- Gönn dem Wildkraut bei Topfpflanzung eine Düngergabe im Frühling.
Knoblauchsrauke
Knoblauchskraut (Allaria petiolata)
Der Name ist Programm: Knoblauchsrauke hat ein feines Knoblaucharoma und ist ein guter Lieferant von Vitaminen, Spurenelementen und Mineralstoffen. Kein Wunder, dass ihm etliche Heilwirkungen nachgesagt werden. Genieß die Knoblauchsrauke roh, denn sie verliert ihren Geschmack beim Kochen. Das winterharte Kraut gedeiht in Beet und Topf.
Aussaat: März bis April/Oktober
Ernte: April bis September
Standort: Halbschatten und Schatten
Boden: Durchlässig, humus- und nährstoffreich
- Die Samen der Knoblauchsrauke sind Kaltkeimer – eine Aussaat im März ist ideal.
- Halte die Erden deiner Knoblauchsrauke feucht, vor allem in Topfkultur.
- Dünge in Topfkultur bei Bedarf mit Stickstoff.
Vogelmiere
(Gewöhnliche Vogelmiere, Stellaria media)
Die Vogelmiere ist eines der am weitesten verbreiteten Wildkräuter. Sie schmeckt frisch wie junger Mais und ist sehr gesund. Die weißen, sternförmigen Blüten der einjährigen Pflanze blühen fast das ganze Jahr über.
Aussaat: März
Ernte: Ganzjährig
Standort: Sonne bis Schatten
Boden: Nährstoffreich und lehmig
- Die Vogelmiere ist ein Dunkelkeimer – bedecke die Samen mit 1,5 cm Erde.
- Gieße die Pflanze sparsam, aber regelmäßig. In Topfkultur sollte die Erde feucht gehalten werden.
Weitere Wildkräuter, die du problemlos selbst anbauen kannst – auch auf dem Balkon:
- Bärlauch
- Behaartes Schaumkraut
- Schafgarbe
- Rotklee
- Spitzwegerich
- Wiesen-Labkraut
- Sauerampfer
- Odermenning
- Wilde Möhre
- Rainkohl
Wildkräuter im Garten – viele breiten sich aus
Wenn du einen Garten hast, wachsen in ihm vielleicht schon Wildkräuter. Sind sie willkommen, dann lass sie einfach in Ruhe, denn sie vermehren sich in der Regel ganz von allein. Vergewissere dich vor dem Verzehr immer, dass du die Wildkräuter bestimmen kannst.
Einige Wildkräuter breiten sich allerdings rasant aus und können kurzerhand große Teile deines Gartens einnehmen. Diese und andere Wildkräuter empfehlen wir daher, in Töpfen, Kübeln oder Hochbeeten anzupflanzen:
- Gundermann
- Vogelmiere
- Bärlauch
- Löwenzahn
- Giersch
- Beifuß
Möchtest du diese Wildkräuter dennoch in deinem Gartenbeet anbauen, dann kannst du sie mit einer Wurzelsperre kontrollieren. Diese verhindern, dass sich die Pflanzen mit ihren Wurzelausläufern im gesamten Garten verbreiten.
Deine Wildkräuter verarbeiten
Erntezeit beginnt für viele Wildkräuter um den April herum. Dann kannst du beginnen, deine essbaren Wildkräuter weiterzuverarbeiten.
- Wildkräutersalate
Fast alle Wildkräuter verleihen Salaten eine unerwartete Geschmacksnote – von den zusätzlichen Vitaminen und Mineralstoffen ganz zu schweigen. Besonders lecker sind Löwenzahn, Giersch, Knoblauchrauke, Sauerampfer, Bärlauch und Hirtentäschel. Gänseblümchen und andere Blüten sehen auf jedem Salat schön aus.
- Wildkräuterpesto
Wie gut Bärlauchpesto schmeckt, wissen viele inzwischen. Aber auch aus Giersch, Brennnessel, Löwenzahn, Spitzwegerich und Vogelmiere lässt sich hervorragendes Pesto machen. Du kannst so deine Wildkräuterernte über die Erntesaison hinweg haltbar machen.
- Smoothies
Eine Handvoll Wildkräuter in einem Smoothie sorgen für einen Vitamin- und Geschmackskick. Gib bei besonders bitteren Sorten wie Löwenzahn lieber nur ein paar Blätter hinzu.
- Kräuterquark und Kräuterbutter
Fein geschnitten machen sich fast alle Wildkräuter gut in einem Kräuterquark oder einer Kräuterbutter – so schmeckt der Frühling.
- Suppen
Aus Sauerampfer, Bärlauch, Brennnessel, Spitzwegerich, Löwenzahn, Giersch, Gundermann kannst du allein oder in Kombination mit anderen Wildkräutern leckere und gesunde Suppen zaubern.
- Sirup und Limonaden
Giersch, Löwenzahnblüten, Spitzwegerich, Brennnessel, Gänseblümchen, Mädesüß und Schafgarbe lassen sich alle zu leckerem Sirup weiterverarbeiten. Mit Wasser und Eiswürfeln eine krautige Erfrischung!
… oder du isst die Wildkräuter einfach klein gehackt auf einem Butterbrot. So einfach und doch so gut.